- Funktionskreis.
- Funktionskreis.Nach der Umweltlehre J. von Uexkülls (Umwelt) steht jeder Organismus mit einem oder mehreren Objekten seiner Umwelt in einer Wechselbeziehung. Die Sinneszellen (Rezeptoren) seiner Sinnesorgane nehmen aber immer nur einige Merkmale dieser Objekte auf; der begrenzte Ausschnitt bildet seine Merkwelt. In ihr liegen diejenigen Eigenschaften (Merkmale), die für seine Lebensbewältigung wesentlich sind. Rückgekoppelt bestimmen sie als Wirkmale sein (phylogenetisch vorprogrammiertes) Verhalten zu beziehungsweise in seiner Wirkwelt. Ein Teil des Nervensystems (Merkorgan) verarbeitet dabei die aufgenommenen Reize, während ein anderer Teil (Wirkorgan) diese in Reaktionsbefehle umsetzt. Dadurch schließt sich ein Funktionskreis (etwa der Ernährung, Fortpflanzung, Feindbeziehung). - Die Lehre von den Funktionskreisen wurde von der vergleichenden Verhaltensforschung mit gewissen Einschränkungen übernommen und neueren Beobachtungen angepasst.Auch eine Dehnung der Funktionskreise durch Zwischenglieder, Spezialisierungen und Arbeitsteilungen ist bei manchen Tierarten, z. B. bei Honigbienen, Hamstern, Eichhörnchen, üblich. Beim Menschen schließlich erfolgt noch eine immense Steigerung des Dehnungsfaktors, v. a. durch Einschaltung von kulturellen Zwischengliedern, sodass bei diesem kaum noch ein direkter Kontakt zwischen Organismus und Naturumwelt besteht. - Eine darüber hinausgehende Anwendung der Lehre von den Funktionskreisen auf den individuellen humanen Bereich wird von der biologischen Wissenschaft abgelehnt.
Universal-Lexikon. 2012.